03 August 2006

So müde

Ich muss schon sagen, der Annahme, dass mit zunehmendem Alter immer weniger Schlaf benötigt, kann ich gar nicht zustimmen. Ich habe so das Gefühl, dass je älter ich werde, desto mehr Schlaf benötige ich. Wie ich zu dieser Erkenntnis gelangt bin?

Jeden Morgen quäle ich mich aus dem Bett und frage mich, was ich wohl wieder falsch gemacht habe bzw. warum es so eine Qual ist, morgens um sieben aufstehen zu müssen.

Ok …. Ich geh nicht wirklich früh schlafen. In der Regel mache ich unter der Woche meine Augen so gegen halb zwölf zu und dürfte denn gegen zwölf schlafen. Um sieben Uhr mitten in der Nacht holt mich denn dieses nervtötende Gerät namens Wecker aus den süssesten Träumen und ich habe nicht das Gefühl ausgeschlafen zu sein.

Ganz im Gegenteil. Ich fühle mich, als wenn ich gerade mal eine oder zwei Stunden Schlaf hinter mir habe, mich dabei ein Zug überrollt und eine Herde Büffel überrannt hat.
Und entsprechend sehe ich auch aus. Dabei waren es doch ganze sieben Stunden tiefer Schlaf.

Mein Gegenüber im Spiegelbild kann unmöglich 'Ich' sein. Aber egal.
'Ich kenne Dich zwar nicht, rasiere dich aber trotzdem.'

Was denken bloss die Leute, die mich morgens mit zerknittertem Gesicht völlig demotiviert in der S-Bahn sitzen sehen? Die meisten denken wahrscheinlich gar nichts. Entweder sitzen sie genau verschlafen da wie meine Wenigkeit, haben sich an den Anblick gewöhnt oder beides.

Und jeden Morgen die gleiche Schrecksekunde wenn es heisst, dass die nächste Haltestelle Zürich Hauptbahnhof ist. 'Ups … genau da muss ich raus' ist der Gedanke, der ich dazu antreibt, meine heruntergefahrenen Betriebssysteme wieder in Gang zu bringen. Jetzt heisst es, die Augen auf scharf zu stellen und möglichst keine Mitreisenden um- bzw. anzutrampeln.

Der Rest des Weges zum Büro geht denn irgendwie automatisch. Immer geradeaus und den Anzugträgern hinterher. Aber aufpassen muss ich trotzdem. Sonst lande ich womöglich im falschen Gebäude und denn wird's peinlich. Nee … muss ich nicht haben.

Aber zum Glück ist mir das noch nicht passiert, da ich meistens am Ende meines 10-minütigen Weges die Augen soweit aufhabe, dass ich den Eingang zu unserem Gebäude zielsicher treffe.
Und meistens schaffe ich es sogar, unseren Empfangsmensch freundlich und laut zu grüssen. Das "Grüezi" ist denn so ziemlich das erste Wort, was meinen Mund am Morgen verlässt.

Aber zurück zum Thema. Schlafen …

Am Wetter kann meine Morgenmüdigkeit nicht liegen. Egal ob es eisig kalt morgens ist oder doch schon 25 grad, ich bekomme einfach meine Augen nicht auf. Von einer sinnvollen Kommunikation bin ich ebenfalls meilenweit entfernt.

Da kommt gerade ein Gedanke in mir auf.

...

Sollte ich etwa ein Morgenmuffel sein? Ich? Ein Morgenmuffel ?

Niemals !!!

Gut .. ich bin zwar nicht wirklich gesprächig und mein Gehirn ist nur minimal aufnahmebereit. Aber schlecht drauf bin ich nicht. Ich bin einfach nur müde.
Nur wenn mir jemand morgens nach dem Aufstehen in die Quere kommt, kann ich ungemütlich werden. Schliesslich sind alle Abläufe morgens jahrelang sorgsam überlegt und einstudiert worden. Alles läuft mehr oder weniger von alleine und auch der Zeitplan stimmt.

Aber woran liegt es denn, dass ich morgens nach dem Aufstehen nicht wild jauchzend und hoch motiviert durch die Gegend springe und mein zerknautschtes Gesicht mich mindestens 10 Jahre älter macht?

Zu wenig Schlaf ?

Also bei sieben Stunden Schlaf sollte es eigentlich nicht daran liegen. Nach wissenschaftlichen Erkenntnissen diverser Schlafforscher sind sieben Stunden für einen Menschen meines Alters mehr als ausreichend. fast schon zuviel.

Also woran liegt es denn? Recht sich mein Körper jetzt für den ganzen ihm vorenthaltenen Schlaf in den vergangenen Jahren? Ist es jetzt soweit und ich werde etwa alt? Kann nicht sein … ich doch nicht. So alt bin ich denn jetzt auch noch nicht und eigentlich habe ich in meinem bisherigen Leben, was den schlaf betrifft, immer genug geschlafen. Manchmal eher zuviel als zuwenig.

Also daran kann's denn auch nicht liegen. Aber woran denn?

Aber ich glaube, ich habe jetzt eine Lösung.

Man forsche nur ein bisschen im Internet rum und schon wird man schlau.

Und die Lösung ist sooo einfach. Ich bin einfach kein Morgenmensch.
Die Wissenschaftler, die sich intensiv mit dem Schlafen beschäftigen, haben anscheinend herausgefunden, dass es zwei Sorten von Menschen bezüglich des Schlafverhaltens gibt.
Da sind auf der einen Seite die Morgenmenschen, welche morgens fit wie ein Turnschuh sind. Diese Personen können morgens aufstehen, sind frisch und erholt, quasseln wie ien Wasserfall und haben einen Energielevel, den ich erst nach diversen Litern frisch gebrühtem türkischem Augenöffner habe.
Natürlich gehen diese Morgenmenschen denn auch früh ins Bett. Logisch … oder?

Und denn gibt es solche Leute wie mich.
Ich laufe erst gegen frühen Nachmittag zur Hochform auf und bin gegen Abend am kreativsten. Wahrschein genau zu dem Zeitpunkt, wenn die Morgenmenschen schon fast am Schlafengehen sind. Jeder so, wie er es mag.

Und was mache ich jetzt mit dieser Erkenntnis? Den Beruf wechseln? Später zur Arbeit gehen?
Alles wirklich keine Alternativen für mich.
Also werde ich mich weiterhin morgens aus dem ach so gemütlichen Bett quälen, meine Umgebung und mich selber verschwommen wahrnehmen und auf das nächste Wochenende hoffen. Denn da wird lange geschlafen!

In dem Sinne … gute Nacht !

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