22 November 2006

Internationaler Tag des Telefonierens

Irgendwie scheint heute der internationale Tag des Telefonierens zu sein. Und dabei ist es völlig egal, ob es mit dem Festnetz oder dem Handy, ob es privat oder dienstlich, ob laut oder leise … alles um mich herum ist stundenlang am Telefon und verbraucht die im täglich zur Verfügung gestellten Wörter schon am Vormittag. Dabei ist doch auch der Nachmittag noch so lang. Und was macht man denn, wenn man alle Wörter schon am Vormittag verbraucht hat … keine Ahnung, mir auch egal.

Jedenfalls ging dieser Telefoniertag heute Morgen im Bus schon los. Kaum eingestiegen, klingelte bei der ersten ca. 13 Jahre alten Schülerin schon das Handy. Der Bus fährt ca. 10 min bis zur S-Bahnstation und in der Zeit hatte sie es bestimmt geschafft, so ca. 3000 Wörter mal so munter herauszuplappern. Und das Ganze morgens um halb acht. Sozusagen mitten in der Nacht aus meiner Sicht gesehen. Zum Glück konnte ich aufgrund der von mir eingestellten Lautstärke des mp3-Players nicht hören, was sie so wichtiges zu dieser unchristlichen Zeit so von sich gelassen hat. Aber so hochgeistige verbale Ergüsse können es nicht gewesen sein. Sämtliche Mitreisenden verdrehten nämlich ziemlich die Augen.

An der Bahn angekommen, reihte ich mich den in die tägliche Schlange auf dem Gleiss ein und siehe da … links und rechts wurde wieder mal munter telefoniert. Anhand der Mimik und Gestik schätze ich mal, dass es sich bei beiden Telefonaten nicht um wirklich angenehme Gespräche handelte. Aber wie schon gesagt … worum es ging, weiss ich nicht … hatte ja immer noch die Musik mächtig aufgedreht.

In der Bahn setzte sich denn die Telefonitis fort. Wo ich hinschaute, Leute waren nicht wie gewohnt in Zeitungen / Bücher vertieft oder blickten müde vor sich hin, sondern mindestens einer von 10 Mitreisenden war am Telefonieren. Und das, wo die Bahn wieder mächtig voll war. Zu dem Zeitpunkt war das ganze mir immer noch aus den bekannten Grund ziemlich wurscht, denn die Musik leiser machen wäre mir im Traum nicht eingefallen. Es gibt so Musik, die muss man einfach laut hören. Sonst wirkt die gar nicht.

Endlich am Züricher Hauptbahnhof angekommen trabte ich denn Richtung Büro. Sind ja nur ca. 7 Minuten Fussweg. Und was sahen meine immer noch halb geschlossenen Augen: Die Leute sind am Telefonieren. Langsam kam mir das Ganze ziemlich unheimlich vor. Hatte ich da was verpasst? Kann man heute kostenlos und völlig umsonst telefonieren??? Also fix im Büro das Internet konsultiert. Aber da waren keine derartigen Auskünfte zu erhalten.

Was ich aber erhalten habe, sind mächtig viele Informationen über die familiären und freundeskreistechnischen Begebenheiten meiner Kollegin. Die war nämlich auch schon fleissig mit der verbalen Vergewaltigung des Telefonhörers beschäftigt. Und das mindestens zwei Stunden lang. Also so genau wollte ich bestimmte Dinge nun auch nicht wissen.

Nachdem Cheffe denn das Büro betreten hatte, hatte er auch nichts Besseres zu tun, als sich den Telefonhörer zu schnappen und alle Möglichen Leute zu nerven. Inklusive der sich im Büro befindlichen angestellten. Als wenn eine Quasselstrippe nicht schon gereicht hätte.

Auf dem langen Weg zum Raucherraum wieder nur Leute, denen anscheinend das Handy am Ohr festgewachsen ist. Schon sehr spannend und sieht ja wirklich wichtig aus, so telefonierend auf dem langen Bürogang auf und ab zu watscheln und dabei irgendwelchen Müll abzulassen.

Nun ja … wer's braucht. Mich ruft keiner an. Was für ein Glück. Hab nämlich die mir zur Verfügung stehenden 7000 Wörter heute zu Hause vergessen.

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