20 Februar 2007

Die morgendliche Realität neu entdeckt

Man glaubt es kaum … heute Morgen nahm ich meine Umwelt schon gegen 08:00 Uhr richtig wahr. Keine Ahnung, was da mit mir passiert war, aber irgendwie sind mir bereits heute zu dieser unchristlichen Stunde Dinge aufgefallen, die ich ansonsten wahrscheinlich nur schemenhaft bzw. gar nicht wahrnehmen würde. Vielleicht ist der Apfelsaft, den ich mir heute Morgen unverdünnt eingeflösst habe, an dieser erweiterten Wahrnehmung schuld oder es liegt an den frühlingshaften Temperaturen.

Also das mit dem Frühling schliesse ich mal aus. Zum einen befinde ich mich eigentlich noch im tiefsten Winterschlaf, der dann nahtlos von der Frühjahrsmüdigkeit abgelöst werden wird und zum anderen glaube ich nicht an so etwas wie Frühlingsgefühle. So etwas will uns nur die Werbung einreden und uns zum Kauf von … was weiss ich … verleiten.

Also schiebe ich es mal ganz einfach auf diesen komischen Apfelsaft und den damit verbundenen leichten Verkrampfungen meines Magens. Der mag das am frühsten Morgen anscheinend nicht so vertragen.

Jedenfalls … was mir da heute Morgen auf dem 45 Minuten langen Weg in die Firma so alles geboten wurde, für das hätte ich hier in einem Schweizer Kino viele kleine Franken hinblättern müssen. Es bewahrheitet sich immer wieder … das Leben ist der beste Film.

Zum einen hatten wir sie da wieder … die Mädels, die um 08:00 Uhr (also mitten in der Nacht) schon plappern können bis sie vom ganzen S-Bahnabteil mit bösen Blicken "belohnt" werden. Mir ja prinzipiell egal, da ich eh meine Kopfhörer in den Ohren habe. Aber wenn ich trotz lauter Musik (und die ist wirklich laut), immer noch die Hälfte des Gespräches mitbekommen, dann gibt mir das schon zu denken.

Aber egal … irgendwann geht auch die schönste S-Bahnfahrt zu Ende und ich musste mich leider beiden Plappermäulchen verabschieden. Wer jetzt glaubt, dass der Rest meines morgendlichen Arbeitsweges (ca. 10 Minuten Fussmarsch) dann langweilig wurde, irrt gewaltig. Was man da alles zu sehen bekommt, wenn man mal die Augen weiter als 5 mm auf hat, ist schon der Wahnsinn. Gestalten laufen da schon am Morgen durch die Gegend, sodass man glaubt, dass irgendwo eine Komödie im siebziger Jahre Style gedreht wird oder doch eher die nächste "Fredy Krüger" Fortsetzung Teil 5231 (… oder so …) in den unendlichen Weiten einer Kamera verschwindet.

Neben den ganzen schicken Anzugträgern und den hochaufgestylten Kostümchenträgerinnen, welche sich unaufhaltsam Richtung Paradeplatz bewegen, sieht man schon Gestalten, die nicht so wirklich in diesen Menge passen. Leute, denen es anscheinend nicht vergönnt ist, eine Wohnung im klassischen Stil (4 Wände, mehrere Fenster und Türen etc.) zu bewohnen. Hätte nie gedacht, dass es so etwas auch in der reichen Schweiz gibt. Und schon gar nicht auf der Bahnhofstrasse in Zürich … was das alles gibt … man glaubt es ja kaum.

Denn sind natürlich noch diejenigen unterwegs, die glauben, dass man sich morgens schon für Ihre Meinung, welche sie lautstark verkünden, auch nur ansatzweise interessiert.
Sorry … von mir aus kann Jesus tot (ist er doch auch schon eine Ewigkeit oder?) sein und in Gestalt von Osama Bin Laden auferstanden sein. Mir doch egal … zumal der gute Mann da wohl die eine oder andere religiöse Auffassung mächtig durcheinander gebracht hat. Aber ich fühlte mich da heute Morgen echt nicht berufen, ihn über dieses kleine Missverständnis aufzuklären. Schliesslich wartete mein bequemer Bürostuhl schon sehnsüchtig auf mich.

Des weiteren gab es natürlich die üblichen Verdächtigen zu sehen … Männlein und Weiblein mit zu kurzen Hosen, mutigen farblichen Kombinationen der Kleidung und diejenigen, die meinen, mit den Armen beim gehen so zu schlendern, dass sie den neben sich laufenden Mitbürger fast erschlagen.

Als dies und noch viel mehr sieht man, wenn man sich morgens einen guten Schluck unverdünnten Apfelsaft hinter der Binde kippt und der Magen anschliessend "auf der Reeperbahn nachts um halb eins" pfeift. Ist schon der Wahnsinn. Nur glaube ich nicht, dass ich das jeden Morgen haben will.

In dem Sinne … Apfelsaft ist für morgen früh und den Rest der Woche zumindest am Morgen gestrichen. Ein Tag in der Woche reicht mir die morgendliche Realität völlig.

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