01 März 2007

Der Zauber einer Excel-Tabelle

So … es ist vollbracht. Nach fast drei Stunden habe ich mein nervenaufreibendes Werk beendet und die meine mega coole Tabelle zur Auswertung bestimmter Daten via Mail an meinen Cheffe gesandt. Zum Glück ist er heute nicht mehr da und kann erst Morgen rummotzen.

Also bleibt mir für heute mein Triumph noch erhalten und ich kann so in einer Stunde das Büro mit stolz geschwellter Brust verlassen. Habe schliesslich das riesige Tabellenwerk erstellt und kann es bestimmt bald mit allen möglichen sinnigen und unsinnigen Daten füllen.

Denn was macht bei uns in der Abteilung eine gute Tabelle aus? Ich will's Euch gerne verraten.
Man sollte die Tabelle folgendermassen gestalten:

- viele Eingabefelder für noch mehr Daten
- das Ganze möglichst so unübersichtlich, dass man auf den ersten Blick gar nicht weiss, worum es eigentlich geht
- natürlich ganz viele Formeln und Auswahlbuttons
- möglichst so viele Spalten, dass man es nicht auf ein A4-Blatt gedruckt bekommt
- Schriftgrösse 6 bis 8 … und natürlich Ansichtsgrösse von maximal 80% … da ist der Augenschaden förmlich vorprogrammiert
- das ganze Werk noch abgerundet mit jeder menge Fussnoten und Warnhinweisen
- eine vernünftige Auswertbarkeit durch Dritte darf auf keinen Fall gegeben und nur durch den
Ersteller der Tabelle möglich sein (Cheffe … du kannst mich also nicht feuern, du brauchst mich … hi, hi)
- und natürlich nicht zu vergessen … die einzugebenden Daten müssen derart verschleiert sein, dass nur positive Deutungen und Auswertungen möglich sind. Schliesslich wollen wir doch ein positives Ergebnis erzielen. Negative Sachen machen sich so schlecht für den Bonus.

Also … jetzt könnt Ihr Euch sicherlich vorstellen, dass jemand wie ich, der mal irgendwann das Erstellen von sinnvollen Tabellen und den dazugehörigen Kalkulationen in diversen Seminaren und Workshops beigebracht bekommen hat, an dieser Aufgabe fast scheitert. Aber eben nur fast.

Gestern hatte ich ja schon fast alle Hoffnung aufgegeben, dieser Aufgabe gerecht zu werden. Verzweiflung und Selbstmordgedanken beherrschten während der Arbeitszeit meine kleine Gedankenwelt. Schliesslich erwartete man von mir das fast Unmögliche.

Aber dann .. heute nach einem ausgiebigen Mittagessen mit Schatzi im grossen schottischen Fast-Food-Tempel und einem herbstlichen Spaziergang durch das schön verregnete Zürich kam mir die zündende Idee für meine Tabelle. Also frisch ans Werk gemacht, ein kleines Brainstorming und Mindmapping mit mir selber gemacht und schon ging es los. Excel aufgerufen, die mühsam erarbeiteten Gedanken in die gewünschte Form gebracht und keine drei Stunden später war es fertig … ein Meisterwerk der Excel-Tabellen-Kunst.

Nur schade, dass ich es jetzt keinem Kollegen mehr präsentieren und tüchtig eine Runde auf den Putz hauen kann. Sehr schade … aber Morgen ist ja auch noch ein Tag und da werde ich mächtig einen auf dicke Tasche machen … mit meiner Excel-Tabelle.

Das die restliche Arbeit des heutigen Nachmittags dabei auf der strecke blieb, ist eigentlich auch egal. Schliesslich hatte ich ja Auftrag von Cheffe und das geht natürlich vor. Was interessieren schon die Kunden, die auf irgendwelche nichts sagenden Antworten auf sinnlose Fragen warten. Ist doch egal … eine weitere Tabelle zur Auswertung unserer Tätigkeiten geht selbstmurmelnd vor. Und wehe es sagt jemand etwas anderes. Der Bekommt es aber mit mir zu tun.

In dem Sinne … wenn man nur will, kann man alles bis ins Unendliche in einer geschmeidigen Tabelle verschleiern. Man muss nur wollen.

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

bin auch so ein held im erstellen solcher tabellen, weil sich sonst keiner dazu berufen fühlt. allerdings ist es mehr als ärgerlich, wenn dann eine liebe kollegin versucht (sie weiss es nicht besser...) eine Excel-TABELLE in WORD zu öffnen, damit das ganze format kaputtmacht und ich eine 24-seitige tabelle neu erstellen darf.... *ohne worte*. nach diesem ereignis, wurde ich zur "schreibschutz"-benutzerin
lg von einer leidgeplagten büroschnecke

Anonym hat gesagt…

na als held würde ich mich jetzt nicht bezeichnen, aber trotzdem lieben dank für die seelisch-moralische unterstützung.
das mit dem schreibschutz inkl. passwort meinerseits vergass ich leider zu erwähnen ... ist irgendwie schon mehr als selbstverständlich für mich.
liebe grüsse zurück ... wohin auch immer *grins

Kristina hat gesagt…

Glückwunsch!!!

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