02 Oktober 2007

Sachen gibt’s, die gibt’s gar nicht

Im Grossen und Ganzen könnte ich diesen heutigen Tag mal wieder unter der Rubrik „Ein Tag wie jeder andere“ verbuchen, einen dicken fetten Harken hinter machen und aus meinem Gedächtnis streichen. Es ist nicht wirklich was passiert, auch wenn ich gerade arbeitsmässig nicht gerade über Langeweile klagen kann. Aber trotzdem oder gerade deswegen ist der Tag eigentlich nicht wirklich was Besonderes.

Aber nur eigentlich … denn heute kam es zu einer Begegnung der dritten Art bei mir. Das nicht irgendwo in einem Kundengespräch, am Telefon oder sonst irgendwo in den unendlichen Weiten des Universums „Paradeplatz, Zürich“.

Diese Begegnung, die zwar nicht wirklich meine Leben verändern wird, aber trotzdem einiges auf den Kopf gestellt hat, fand auf ca 12 qm grossen und verräuchertem Gebiet statt. Die „Stammleser“ meiner kleinen Alltagsgeschichten wissen jetzt bestimmt, welche Lokalität gemeint ist. Und für alle anderen … diese bewusste Lokalität ist ab und zu mein Aufenthaltsort für die eine oder andere Zigarettenlänge und es handelt sich natürlich um meinen geschätzten Raucherraum. Ort, vieler Begegnungen, anregender Gespräche und anderer mehr oder weniger sinnvoller Aktivitäten.

Jedenfalls … ich stehe heute gegen Mittag nichts ahnend und an meiner Zigarette saugend so alleine im Raucherraum, überlege, welche kulinarischen Genüsse ich mir heute zwischen die Zähne Richtung Magen-Darm-Trakt schieben werde, als plötzlich die Tür aufgerissen wird und ein Kollege, welchen ich noch nie dort gesehen habe, den Raum betritt.

Soweit ja nichts aussergewöhnliches, denn durch gewisse Verschiebungen von Arbeitskräften innerhalb und ausserhalb des Gebäudes kommt doch ab und zu mal frisches Blut in diese Gefilden, wogegen ich nie etwas einzuwenden habe. Bin ja ein offener und neugieriger Mensch und habe nie etwas dagegen, andere Leute kennen zu lernen.

Während sich bewusster Kollege ziemlich umständlich seine Zigarette anzündet, die ersten Züge voll und ohne irgendwelche Hemmungen geniesst, fängt auf einmal mein Hirn wieder blöde an zu arbeiten. „Menno … woher kenne ich den Typen bloss“ diese nicht ganz unbedeutende Frage schob sich ziemlich heftig zwischen meine beiden Ohren und liess mich gefühlte zehn Sekunden nicht mehr los. Ich muss dazu sagen, dass ich mir zwar keine Zahlen und Namen merken kann, mein Gedächtnis in Bezug auf Gesichter arbeitet hingegen ziemlich gut.

Und während ich so grübelnd dastehe und die mir halb abgewannte Person anstarre, dreht diese sich auf einmal um, schaut mir mitten in die Augen, geht einen Schritt auf mich zu und … haut mir mächtig auf die Schultern. Genau dieser Schlag war es denn auch, der in Millisekunden Erinnerungen in mir hochbrachte, die ich eigentlich ziemlich weit in irgendeine Ecke meines Gedächtnisses gelegt hatte.

Niemand geringeres als ein alter Kollege aus den guten alten Hamburger Zeiten steht da auf einmal vor mir, grinst mich breit an und freut sich wie ein Schnitzel kurz vor dem Pannieren.
Ein Kollege in meinem Alter, mit dem ich seinerzeit eine Abteilung aufgebaut habe und der auch beim Abbau wieder voll involviert war.
Ein Kollege, mit dem ich so manches Bierchen über den Durst getrunken habe und der mindestens genauso viel Blödsinn im Kopf hatte wie ich. Ich wage sogar zu behaupten, dass er noch mehr dumme Sprüche als ich auf Lager hatte.

Eben diesen Kollegen hatte ich nach meiner Versetzung nach München nie wieder gesehen, er hatte gekündigt und war wie vom Erdboden verschwunden. Mails gingen in irgendein Nirwana, Telefonnummern waren auf einmal von anderen Personen in beschlag genommen.

Und eben diese Person steht auf einmal vor mir, haut mir mit seinen mächtigen Händen auf meine auch nicht gerade schmächtigen Schultern und freut sich wie ein kleines Kind, welches sein Lieblingsspielzeug wieder gefunden hat.

Und mal ganz ehrlich … ich habe bestimmt nicht anders aus der Wäsche geschaut. Nach dem ersten positiven Schock kam ich denn auch endlich wieder zu mir und schon war ein Gespräch in Gange, welches den erst nach einer halben Stunde je durch das Klingeln seines Telefons unterbrochen wurde.

Fix wurden noch die Büro- und Telefonnummern ausgetauscht und es ging wieder an die Arbeit.
Aber ich denke mal nicht, dass es das letzte Treffen gewesen sein wird. Ich freu mich jedenfalls schon riesig darauf und ich denke mal, dass es ihm nicht anders gehen wird.
Ich werde natürlich an dieser Stelle berichten.

In dem Sinne … wozu das Rauchen so gut sein kann. Ohne dieses Laster wären wir uns wahrscheinlich nie wieder über den Weg gelaufen. Schliesslich trennen uns 3 Etagen und ca. 853 Kollegen dazwischen und die Möglichkeit eines zufälligen Treffens wäre sehr gering gewesen.

Keine Kommentare:

kostenloser Counter