04 Juli 2008

Rituale

Rituale … jeder kennt sie, jeder hat so ein kleines Händchen voll davon und eigentlich versuchen Menschen wie ich, die auch irgendwann mal wieder loszuwerden. Aber natürlich pflegt man auch das eine oder andere Tierchen dieser Art und ist ab und an recht stolz, es fast zur Perfektion gefüttert zu haben.

Genau diese Gedanken sind mir heute Morgen kurz vor dem Betreten der Stätte meines täglichen Wirkens gekommen und ich war für den Bruchteil einer Sekunde mal so richtig stolz auf mich. Schliesslich ist es sonst alles andere als meine Art, zu einer unchristlichen Zeit wie 08:00 Uhr mich schon mit Themen biblischen Ausmasses zu beschäftigen.

Also mal kurz und hoffentlich knapp mein morgendliches Ritual vom Verlassen der Wohnungstür und bis zum ersten produktiven Schaffen. Zeitrahmen je nach Wachheitsgrad ca. 1 ½ Stunden.
Also … morgens natürlich erstmal kurz nach dem Zufallen der Wohnungstür die Kopfhörer tief in die Öhrchen gestopft. Die Umwelt will ich um die Zeit noch gar nicht aktiv wahrnehmen. Denn mal ganz gepflegt Richtung Bus traben und diesen kurz vor dem erreichen mal wieder davonfahren sehen. Klar … schliesslich war mein Timing noch nie das wirklich Beste.

Denn halt den nächsten Bus bis zum Tram, in dieses gekonnt reingestolpert und einen Sitzplatz möglichst nicht in der Sonne (wenn vorhanden) und die Musik nochmals lauter stellen. Manchmal gibt's da auch noch eine kleine Abweichung … nämlich die erneute Auswahl der richtigen Band. Kommt aber selten vor, denn morgens brauche ich meistens ISIS oder The Hellacopters. Beides knallt und macht wach.

Nach ca. 25 Minuten (gefühlt je nach Wachheitsgrad zwischen 10 Minuten bis einer Stunde) endlich das Ziel erreicht, wieder halb aus dem Tram rausgefallen geht's auf den langen Weg (ca. 10 min) Richtung Stollen. Musik immer noch volle Lautstärke und Zigarette gekonnt zwischen den Lippen. Kurz vorm Stollen dann mal noch fix zum lokalen Drogenhändler und die Nikotindröhnung für den Tag ergattern. Anschliessend noch ab in den Coop … Frühstück kaufen und ein liebes Lächeln von meiner Lieblingskassenangestellten abgeholt.

Mittlerweile sind meine Augen schon soweit geöffnet, dass ich die Umwelt und somit auch Menschen in meinem näheren Umfeld einigermassen wahrnehme. Will ich eigentlich noch gar nicht, da meistens eh die üblichen blöde in der Gegend umherstolzierenden Banktussis und die bereits morgens schon voller Elan und Tatendrang strotzenden Krawattenträger in dem Laden ihr Unwesen treiben und sich ihre drei Salatblätter auf akribische Art und Weise zusammensuchen.

Drogen und Essen (Unterschied vorhanden ???) im Gepäck geht es denn zum Personaleingang. Gleiches Klientel wie im Coop, kurzes und nicht wirklich ernstgemeintes Grüssen und ab in den Fahrstuhl ins dritte Obergeschoss … Handlungs- und Wirkungsstätte meinerseits. Erste Amtshandlung dort … Kaffeemaschine anschalten. Das teil braucht nämlich bis zur gewünschten Betriebsbereitschaft so seine Zeit und in der Zwischenzeit ist auch der PC hochgefahren, ich bin angemeldet und hab schon den ersten schock beim Öffnen von Outlook bekommen.

Fix alle unwichtigen Mails löschen, nebenbei Käffchen in Tasse zaubern und mit ordentlich Milch und Zucker (Energievorrat anlegen) vermischen. Zwischenzeitlich hat schon mindestens einmal das Telefon geklingelt und der Kaffee hat eine Temperatur erreicht, die ein schnelles und verbrennungsfreies Trinken zulässt.

Also Kaffee und Frühstück dem Verdauungstrakt zugeführt und nebenbei die ersten Blogs gelesen, fix mal die einschlägigen Internetseiten der ortsüblichen Tageszeitung studiert. Danach die erste Zigarette im geliebten Raucherraum und dort das erste Schwätzchen des Tages. Halt auch immer die gleichen Verdächtigen dort am frühen Morgen.

Anschliessend fix mal zum Banker mittels Anlegen des Anzuges verwandeln und erst denn … ja erst denn geht's endlich mal an die Produktion wertvollen und gewinnbringenden Sachen. Zeit wird's denn aber auch.

In diesem Sinne … Rituale sind, wenn sie dem allgemeinen und speziell dem eigenen Wohlbefinden sehr zuträglich sind, eine feine Sache und sollten nach Umständen nur in einem mässigen Rahmen und nur mit dem geringsten Aufwand verändert werden. Ansonsten heisst es "Pflegen, Pflegen, Pflegen …"

Wünsche Allen einen super Tag und ein noch besseres Wochenende.

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