28 Juli 2006

Mein leerer Kühlschrank

"Schau mich nicht so strafend an. Ich weiss ja, dass du leer bist und dich förmlich danach sehnst, mit der einen oder anderen Leckerei gefüllt zu werden."

Wieder mal stehe ich vor dem Kühlschrank, habe die Tür weit geöffnet und starre ins Leere. Nur ein paar eingetrocknete Limetten, ein halb leeres Glas mit Kirschmarmelade und ein Energiedrink erblicken meine hungrigen Augen.
Also zweiter Versuch. Und der nennt sich "Tiefkühlfach".
Auch dort herrscht eine gewisse Leere. Es sieht zwar nicht ganz so trostlos aus wie eine Etage tiefer. Immerhin befinden sich noch 5 Scheiben Toastbrot, ein paar tiefgekühlte China-Gemüsepackungen, ein halbes Brot und diverse Kühlelemente. Und natürlich jede Menge Eiswürfel.
Alles in allem schon mal ein Anfang aber trotzdem nicht wirklich berauschend.

Es ist also mal wieder Zeit, sich mit dem folgenden Gedanken zu gewöhnen:

Ich muss einkaufen gehen!

Nicht das ich nicht gerne shoppen gehe. Nichts macht mehr Spass als durch diverse Klamottenläden zu laufen, dass eine oder andere in bundbedruckte Taschen verstauen zu lassen und das Schreien der Kreditkarte, welche schon blutet, zu ignorieren.
Oder sich in Platten- bzw. CD-Läden aufzuhalten. Was gibt es schöneres an einem Samstag Vormittag?!
Hunderte von CD's anhören, mit dem Verkäufer oder anderen Kunden über die neuesten Neuerscheinungen philosophieren. That's it! Da kann schon mal die eine oder andere Stunde bei draufgehen und so mancher hart verdiente Franken wechselt den Besitzer.
Anschliessend denn zu Starbucks und einen grossen Becher inhalieren und dabei die Leute beobachten.

Das ist für ich Einkaufen für mich und ist genau das, was ich mir mindestens einmal im Monat gönne.

Aber Lebensmittel einkaufen gehen … also wenn's nicht unbedingt sein muss, versuche ich dies langfristig zu vermeiden. Ich hab keine Ahnung, wieso ich so eine Abneigung gegen das Einkaufen von Lebensmitteln habe.

Aber wenn ich so vor dem Kühlschrank stehe und dieser mich vorwurfsvoll anschaut, kriecht mein schlechtes Gewissen so langsam an die Oberfläche meines Bewusstseins. Eine kleine Stimme in meinem Ohr haucht mir sanft ins Ohr:

"Wenn du jetzt ins volle greifen und Dir die eine oder andere Schlemmerei fertig machen könntest? Hätte das nicht was? Oder stell Dir vor, Besuch meldet sich kurzfristig an, hat tierischen Hunger und keine Lust mehr zum Auswärtsessen? Was machst du dann?"

Also diese kleine zarte Stimme kann ich ja eine gewisse Zeit unterdrücken.
Aber heute ist der Punkt erreicht, wo das langsam nicht mehr geht und es Zeit wird, den inneren Schweinehund zu überwinden und in den nächsten Supermarkt meines Vertrauens zu fahren.

Einkaufsliste ? Brauche ich nicht. ich werde kaufen, was mich gerade anlacht und natürlich dabei nichts an grundlegenden Sachen vergessen. Ganz bestimmt. Oder vielleicht doch eine Liste schreiben?
Nööö … bis ich die fertig habe, ist mein kleines pelziges Hündchen wieder da und grinst mich an. Und am Ende wähle ich doch wieder die Hotlinenummer des örtlichen Pizza-Lieferservices oder esse einfach nichts. Aber nicht mir heute. ganz sicher nicht.

Wer hat jetzt die Einkaufstüten versteckt? Also ich bin mir sicher, dass ich Sie nach dem letzten Einkaufstrip ordentlich in die Abstellkammer geworfen habe. Oder liegen Sie doch unterm Bett? Na schauen wir mal. Oder ich kaufe gleich neue … muss doch die Einkaufstaschenwirtschaft ankurbeln. Wer wenn nicht ich !

Tüten gefunden, zum Auto gelaufen, zum Lebensmitteleinkaufsparadies gefahren und ab ins Getümmel. Donnerstags abends Lebensmittel einkaufen sollte in Reisebüros als Erlebnis-Trips verkauft werden. Was sich da so alles abspielt. Wirklich interessant und lehrreich. Und ich mitten drin.

Endlich habe ich es geschafft, habe meine Einkäufe den neu erworbenen Tüten verstaut, bin nach Hause gedüst, hab das ganze Zeugs noch oben geschleppt und vor dem Kühlschrank abgeladen.
"So mein Freund, jetzt fülle ich dich ab, mach dich voll, werde dich so richtig zustopfen!"
Und wirklich, viel mehr hätte auch nicht reingepasst.

Und sitze ich neben dem Kühlschrank, habe einen vollen Bauch, meine geliebte Verdauungszigarette im Mundwinkel und grinse … genau wie mein Kühlschrank.

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