14 Dezember 2006

Weihnachten auf der Züricher Bahnhofstrasse

Der Schweiz geht's gut, den Schweizern noch viel besser und alles in allem kann ich mich auch nicht beklagen.

An die ominösen Stimmen und Geräusche in meinem Kopf habe ich mich langsam gewöhnt und gehe mal ganz fest davon aus, dass diese bald wieder verschwinden. Spätestens nach dem 26.12.2006 ist da wieder Ruhe und sämtliche Gesänge, Musiken und Sprüche bezüglich Weihnachten werden endlich wieder verstummen. Und somit auch die Geräusche, die momentan irgendwie ständig in meinem Ohr rumgeistern.

Mittlerweile ist die "heisse" Zeit vor Weihnachten erreicht worden sein. Die komplette Züricher Bahnhofstrasse und auch der Hauptbahnhof wird bevölkert von den unterschiedlichsten Leuten, die mir nicht gerade weihnachtsgegeisterten Menschen das Fest der Einzelhandelsumsatzsteigerung … ups … natürlich der Nächstenliebe nahe bringen wollen.

Dabei kann man die unterschiedlichsten Kategorien finden:

Da wären zum einen die Musikanten, welche im Abstand von ca. 100 m ihre Kunst zum Besten gehen. Wenn man das ganze als Kunst bezeichnen will. Da wird kräftig ins Horn geblasen, die Trompete munter vergewaltigt und auch der Kontrabass bekommt seine Abreibung. Diese Geräusche fangen langsam an, mir mächtig in den Ohren zu schmerzen und ich bekomme sie doch so schlecht wieder raus. Zumal irgendwie immer dieselben Melodien hervorgepresst werden. Aber wem es gefällt … Nur wirkliche Weihnachtsstimmung kommt da bei mir nicht auf. Sorry Leute … da müssen schon Maschinen und keine Ersatzteile kommen.

Eine weitere Sorte sind die Sammler von Spenden diverser karitativer Einrichtungen. Da wird um Spenden angefragt, gefleht und manchmal ziemlich aggressiv versucht, komische Kassetten mit Weihnachtsmusik an den Mann zu bringen. Nur wer kauft heutzutage noch Musikkassetten?
Wer solche Leute kennt, kann es mir gerne (natürlich völlig anonym) mitteilen. Hab doch so selten was zu lachen. Zu meinem Glück muss ich sagen, dass mich meine Berufskleidung (Anzug, Krawatte und Mantel) mich ziemlich oft davor schützt, angesprochen und angebettelt zu werden. Dazu ist das der Kleidung zugrunde liegende arrogant scheinende Auftreten wohl zu abschreckend. So nach dem Motto "Anzugträger geben eh nichts."
Mir soll es recht sein …

Eine dritte auffällige Menschengruppe sind die Weihnachtsgeschenkkäufer, welche zwar noch keine klaren Vorstellung, dafür aber tausende Ideen im Kopf haben. Diese Leute schwirren wie die angeschossenen Büffel ohne Rücksicht auf Verluste durch die Gegend, nehmen ihr direktes Umfeld nicht wirklich wahr und sind alles in allem völlig neben der Spur. Nicht der Weg ist das Ziel, sondern eher der anstehende Nervenzusammenbruch aufgrund fehlender positiver Einkaufserlebnisse. Aber von mir aus können die weiter so durch die Gegend irren. So hab ich immer was zu Lachen und im geschickten Ausweichen wild gewordener Huftieren habe ich eine gewisse Übung.

Des weiteren tummeln sich noch so manch seltsame Gestalten in der Innenstadt und im Bereich des Hauptbahnhofes rum. Da sind die Verkäufer in den zahlreichen Weihnachtsramschverkaufsbuden, die dermassen gelangweilt aus der Wäsche schauen, sodass man schon gar keine Lust hat, das umfangreiche Angebot genauer in Augenschein zu nehmen. Stolze Pächter von Glühwein-, Bratwurst- und Maroniverkaufsständen vertickern ihre kulinarischen Köstlichkeiten so Preisen, die einem die Tränen in die eh schon arg strapazierten Augen treiben. Nun ja … wie eingangs schon erwähnt … den Schweizern geht es gut und so wird gekauft, was der Geldbeutel hergibt.

Und nicht zu vergessen natürlich die Massen an Touristen , welche die doch so unweihnachtliche Weihnachtslichtdekoration der Bahnhofstrasse bewundern und sich in fliessendem Russisch oder Chinesisch darüber auslassen. Zum Glück verstehe ich beides nicht wirklich und so kann ich nicht mal eine Aussage darüber treffen, ob es ihnen nun gefällt oder ob da vielleicht fleissig gelästert wird. Ich hab nur vor kurzem zwei englisch sprechende Touristen dabei ertappt, wie sie sich über die sehr abstrakte Weihnachtsbeleuchtung der Bahnhofstrasse amüsiert haben und auch ich konnte mir einen dummen Spruch nicht verkneifen.


Aber bald hat das Ganze ja ein Ende und auch die Innenstadt Zürichs wird wohl nicht mehr ganz so überlaufen sein und wir können zum normalen Alltag mit allen seinen Annehmlichkeiten zurückkehren.


Anmerkung am Rande:

Nicht das ich was geben das heilige Weihnachten hätte. Das nun wirklich nicht. Aber irgendwie …

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Ach du schilige Zeit, Weihnachten naht im Sauseflug :-)
Ist es nicht schön wie diese beschauliche und besinnliche Zeit das Wohlbefinden der Menschen in ungeahnte höhen schnellen lässt?

Geschenke sind doch was feines ;-)

und da wir uns alle das ganze jahr hindurch immer so dolle lieb haben beschenken wir uns auch mit prächtigen Päckli.

Ist fast wie an der Fasnacht...
Nur sind die meisten nicht ganz so besoffen ;-)

Das mit dem Anzug ist mir auch schon aufgefallen und ab und zu isses ganz witzig zu sehen wie die Menschen reagieren wenn man Jeans anhat und dann ein paar Tage später was anderes ;-)

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