13 März 2008

Der Versuch gepflegter Rhetorik

Des Bankers liebste Beschäftigung ist das Reden. Lange und viel reden, dies möglichst geschwollen und umständlich und in einem Tonfall, der so gut wie keinen Widerspruch zulässt. Natürlich hat der eine oder andere Kollege das reden so perfektioniert, dass er dies stundenlang tun kann, ohne wirklich etwas zu sagen. Das Ganze nennt sich dann wahrscheinlich auch noch angewandte Rtehorik und wurde in kosten- und zeitintensiven Schulungen in die jeweiligen Köpfe getrichtert. Natürlich wurde gleichzeitig auch die entsprechende Körpersprache mit einstudiert und bis zur Perfektion verfeinert. Alles nur zu dem Zweck, den geneigten Zuhörer entweder zu beeindrucken oder einzuschüchtern oder vielleicht auch beides. so genau hab ich das leider noch nicht herausgefunden und ist wahrscheinlich auch egal.

Zum Glück (oder auch eben auch nicht) gehört mein Cheffe nicht zu diesen Rednern. Dies konnte er im gestrigen Teamworkshop mal wieder unter Beweis stellen und er hat uns allen mal wieder gezeigt, dass die Beherrschung des Chaos nicht wirklich seine Stärke ist. Das wäre eher die Verursachung eines gepflegten Chaos gehört zu seinen Stärken, ist aber nicht Gegenstand meines heutigen Beitrages zum allgemeinen Weltgeschehen.

Jedenfalls … gestern wurden wir mal wieder Zeugen einer Darbietung in Sachen Cheffe und die fünf Zwerge. Und der damit verbundenen … sagen wir mal nett gemeint "Unfähigkeit", wirklich als Teamleiter aufzutreten. Dabei zeigte sich auch mal wieder, dass Rtehorik, Mimik und Gestik aber auch der Durchsetzungswillen irgendwo auf dem Weg zwischen Wohnung und Büro auf der Strecke geblieben ist. Macht prinzipiell auch nichts, dass er so ist, wie er ist.

Aber … man stelle sich einen schon vor Wochen einberaumten Teamworkshop vor. Die Tagesordnungspunkte wurden klar definiert und mit den eingeladenen Teilnehmern abgestimmt, die Lokalität wurde unter vielen Mühen und Entbehrungen reserviert und dann … ja dann geht's zu wie auf einer Generalversammlung der Hühner und Enten meines Grossvaters. Grosses Geschnatter, wenig Konstruktives und dafür umso mehr sinnlose und zeitraubende Diskussionen über die Fluktuation der Springmäuse bei Vollmond. Und Cheffe mittendrin statt nur dabei.

Nach den ersten Anflügen von rhetorischen Versuchen bei der Eröffnung des Workshops viel er denn auch gleich wieder in das übliche Durcheinander und irgendwie ging die geplante und mühsam erarbeitete Struktur völlig unter. Meine klare Antwort darauf … schweigen und grinsen bis sich die ersten Wogen wieder geglättet hatten und dann in aller Härte zuschlagen.

Natürlich wurde durch Cheffe immer mal wieder versucht, irgendwie den einen oder anderen Punkt abzuarbeiten … aber bei dem Versuch ist's denn auch schon geblieben. Irgendwie hat's unser kleiner Italiener nicht geschafft, sich mal durchzusetzen. Und wenn er es versucht hatte, waren es nach meinem Empfinden so einstudierte Sätze und Phrasen, die genau das Gegenteil des eigentlich damit bezwecktem bewirkten. Schade eigentlich.

Und so ging nach fast zwei Stunden eine Veranstaltung zu Ende, die es eigentlich nicht hätte geben brauchen. Aber was soll's … wenigstens brauchte ich mich in der Zeit nicht noch wenig rhetorisch begabten Betreuern rumärgern. Irgendwie lustig war es denn auch noch … aber halt nur irgendwie.

Ich freue mich jedenfalls schon auf die nächste Rede unseres Ober Big Boss. Der hat's nämlich so richtig drauf, viel zu reden, die Leute damit zu fesseln und doch und schlussendlich nicht viel zu sagen. Vielleicht sollte ich das denn mal für Cheffe aufzeichnen und wir machen mal so die eine oder andere Rhetorik- und Moderationsnachhilfestunde.

In dem Sinne Freunde der gepflegten Kammermusik … nicht jedem ist's gegeben, viel und ansprechend zu reden. Aber eingestehen sollte man es sich schon und es denjenigen überlassen, die es können. Mahlzeit …

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