18 März 2008

Eine halbe Stunde Kuscheln gratis

Keine Ahnung, wie viele Bewohner dieses Planten die öffentlichen Nahverkehrsmittel nutzen. Aber ich denke mal, dass es nicht weinige sind. Jeden Tag das Gewühle durch Menschenmassen, das Warten auf die richtige Bahn, dass passende Tram oder den Bus, der einen die Meter von Punkt A zu Punkt B auf eine möglichst bequeme Art und Weise zurücklegen lassen.

In meinem bisherigen Leben habe ich schon so die eine oder andere Erfahrung eben mit diesen verschiedenen Beförderungsmitteln machen dürfen und sollte eigentlich über nichts bzw. wenig überrascht sein. Wobei die Betonung wirklich auf "solle" liegt. Denn gestern Abend kam es mal wieder zu einer denkwürdigen Fahrt mit dem Tram vom Hauptbahnhof Zürich Nach Zürich-Seebach, meinem momentanen Wohnort.

Aufgrund des momentanen geringen Arbeitsaufkommens erlaubte ich mir gestern Abend mal, gegen 17:00 Uhr die heiligen Hallen zu verlassen und trottete gemächlich zum Hauptbahnhof. Das Bild, was sich mir dort an der Tramhaltestelle bot, versprach schon aus der Ferne eine nicht wirklich angenehme und entspannte Fahrt. Ich als erfahrener Benutzer der örtlichen Strassenbahnen erkannte natürlich sofort, dass wohl mindestens eine Tram ausgefallen sein musste und so ein gewisser Beförderungsstau vorhanden war.

Nach einer für mich erstaunlich kurzen Wartezeit tuckerte denn auch schon mein benötigtes Tram ein und eine regelrechte Flutwelle ergoss sich eben und brachte es fast fertig, mich hinweg zu spülen. Aber nicht mir. Wie ein Fels in der Brandung kämpfte ich mit der Welle und nach der einen oder anderen Rangelei durfte ich dann endlich das Tram betreten. Dort sah es allerdings nicht besser als draussen aus. Soweit das Auge reichte … Menschen … nichts als Menschen.
Dichtgedrängt, völlig genervt und irgendwie kurz vorm Explodieren. Man konnte quasi von einer bombigen Stimmung sprechen, die durch die … nennen wir sie mal "Fahrkünste" desjenigen im Führerhaus des Trams nicht gerade entschärft wurde. Eine ungesunde Mischung zwischen Ruckeln, spontanem Abbremsen und für Tramverhältnisse schnellem Anfahren bestimmte die nächste halbe Stunde. das ganze mit dem Resultat, dass man fast schon zu Wellenbewegungen innerhalb des Meeres von Menschen sprechen konnte. Zum Glück war es so voll, dass niemand Angst haben braucht, in eben diesem Meer unterzugehen.

Ich hab ja prinzipiell nichts gegen Berührungen … ganz im Gegenteil. Aber wo ich es überhaupt nicht leider kann, ist in den öffentlichen Verkehrsmitteln. Unbekannte Leute, die sich freiwillig oder unfreiwillig an mir Schuppern, sind jetzt nicht wirklich mein Ding.

Nur eben zu diesen Berührungen kam es während der oben beschriebenen Fahrt so alle paar Nanosekunden. Klar … die Fahrweise war nicht gerade berührungshemmend und auch die meisten der Mitreisenden machten dies nicht wirklich aus Vergnügen oder Wollust. Kann ich mir zumindest nicht wirklich vorstellen. Aber bei der Frau mittleren Alters, welche sich mehr als nur ein- oder zweimal gegen meinen Alabasterkörper drückte, hatte ich das Gefühl, dass sie es durchaus zu genoss. Mal sanfte, mal ruckartige Berührungen … je nach momentaner Fahrweise des Trambewegers … ein Wechselspiel aber nicht der Gefühle.

Natürlich sind es denn auch genau die Personen, die nicht nach zwei oder drei Stationen wieder die Mitfahrgelegenheit verlassen oder die den Wink mit dem Zaunfeld verstehen, wenn man trotz mächtiger Überfüllig des jeweiligen Verkehrsmittels versucht, einen gewissen Abstand zu erkämpfen.

Die komplette Strecke von HB bis Seebach kam ich so in den zweifelhaften Genuss von Kuscheleinheiten, auf die ich gut hätte verzichten können. Zum einen war sie so gar nicht mein Typ und zum anderen waren mir auch die Annäherungsversuche einen Tick zu primitiv.

Ok … sie hatte ihren Spass, ich weniger und nach gefühlten 2 Stunden war dann die Kuschelstunde auch endlich vorbei. Im Bus war's denn zum Glück nicht ganz so voll und ich konnte mich dezent verdrücken.

In dem Sinne … auch wenn wir alle mehr oder weniger soziale Wesen sind, gekuschelt wird nur mit den Liebsten … natürlich auch in Beförderungsmitteln des öffentlichen Nahverkehrs. Gar kein Thema.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

das will ich doch hoffen!
f.

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