27 März 2008

Ärgerlicher Luxus

Als Schweizer Banker ist man jeden Tag mit den üblichen Vorurteilen gegenüber unserem Berufsstand konfrontiert. Arrogant, eingebildet und eine Spur zu überheblich. Dazu noch sehr gut verdienend, ein grosses und teures Auto fahrend und immer die auf die dicke Kohle aus. Und recht hat die Gesellschaft in 50% aller Fälle. Erlebe es ja fast täglich selber und wenn man da nicht so ganz dem üblichen Klischee entspricht, eckt man doch das eine oder andere mal ein bisschen an. Aber nur ein klitze kleines bisschen …

Jedenfalls gehört es in manchen Kreisen auch zum guten Ton, dass man seine Behausung nicht selber von Staub und Kalkflecken befreit, sondern dafür einen entsprechenden Arbeitsplatz schafft, der wiederum mit einer hochqualifizierten Räumlichkeitenreinigungsfachfrau (und natürlich auch -mann) besetzt wird.

Und ich muss gestehen, dass meine Mitbewohnerin und ich auch einer ebenfalls aus dem Ausland kommenden Person die Möglichkeit gegeben haben, sich den einen oder anderen Franken dazu zu verdienen. Ganz legal und über eine entsprechende Firma natürlich. Schliesslich muss das ja alles seine Ordnung haben.

Unsere Putzfee (so die offizielle Berufsbezeichnung unseres Putzinstitutes) hat einen Namen, den ich nicht einmal im Vollrausch richtig aussprechen könnte, hat kleine Hände und kommt jeden zweiten Freitag, um in einem zweistündigen Kampf gegen Wollmäuse, Kalkmonster und andere ungebetene Mitbewohner mit diversen Reinigungsmitteln zu kämpfen. Die ersten paar Male war sie auch stets die Gewinnerin dieses Kampfes und hinterliess das Schlachtfeld in einem annehmbaren Zustand … sprich … besser hätte ich es auch kaum hinbekommen. Nur der Kampf mit dem Stau auf diversen glatten Oberflächen … das war jetzt nicht ihre Paradedisziplin. Aber wozu gibt es post-its, welche man auf die entsprechenden Stellen kleben und so auf die Schwachstellen hinweisen kann. Auch diverse Hinweise auf unserem WG-Whiteboard war selbst für jemanden, der der deutschen Sprache nur ansatzweise mächtig ist, mehr als eindeutig. Sätze wie "BITTE ÜBERALL STAUB WISCHEN" sind ja wohl mehr als eindeutig.

Nur leider hatten eben diese Mitteilungen alles andere als den gewünschten Effekt und die Qualität der abgelieferten Arbeit liess von Mal zu mal deutlich nach. Selbst die Säuberung der Glanz- und Aushängestücke ihrer Bemühungen … nämlich die Bäder … lies merklich zu wünschen übrig und so wurde es leider notwenig, dass ich mich mal mit dem entsprechenden Arbeitgeber unserer Putzfee in Verbindung setzen musste.

Eine sehr nette aber bestimmte Mail wurde geschrieben (ok … den ersten Entwurf hätte ich nicht schicken dürfen, der war zu ironisch geschrieben und das hätte kaum ein Schweizer verstanden) und an der entsprechenden Stelle platziert … nämlich beim Qualitymanagement der betreffenden Firma. Denn genau dort gehören solchen … nennen wir es mal böse "Beschwerden" ... hin.

Nach endlosen drei Tagen des Wartens auf eine Antwort kam denn doch eine durchaus befriedigende Stellungnahme, in der Besserung und klärende Gespräche angeboten wurden. sehr nett geschrieben und auch die nachfolgenden Telefonate versprachen doch eine Besserung des allgemeinen Wohlbefindens. Auch wurde die Anpassung der entsprechenden monatlichen Rechnung in Aussicht gestellt, denn unsere Putzfee hatte mal fürs nichts bzw. sehr punktuelle Reinigen einer 110 qm grossen Wohnung pauschal 2 ½ Stunden abgerechnet. Also wirklich … in 2 ½ Stunden hätte ich die Wohnung in so einen Glanz versetzt, der sämtliche Reinigungsfachkräfte in einen Zustand höchster Verzückung versetzt hätte.

Mit Spannung und in freudiger Erwartung öffnete ich gestern denn auch den mir durch den örtlichen Postboten zugestellten Briefumschlag unseres Putzinstitutes, welcher die schon erwartete Rechnung enthalten sollte. Doch was sahen meine lieblichen braunen Augen … es wurden tatsächlich zweimal 2 ½ Stunden abgerechnet und nicht wie angesprochen wesentlich weniger.

Aber nicht mit dem Commander und schon gar nicht mit mir. Die bekommen jetzt erstmal einen netten und sehr wohl aber auch sehr deutlich formulierten Brief, den Inhalt kann sich ja wohl jeder vorstellen. auch wenn es eigentlich nicht so meine Art ist, mich gross und breit zu beschweren, aber irgendwann ist Schluss mit lustig und ich werde mal 'ne Runde deutsch spielen.

In dem Sinne … wenn man für etwas bezahlen darf und auch will, dann sollte man auch mit dem zufrieden sein, was man erhalten hat. Ansonsten gibt’s Ärger … so dicke haben wir es denn nämlich auch wieder nicht. Mahlzeit …

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