19 November 2008

Im falschen Film

Ich bin ja im Allgemeinen ein recht beherrschter Typ und so leicht nicht aus der Ruhe zu bringen. Ok … ab und zu kommt mal das ziemlich verwaschene italienische Blut hervor, wenn ich mit Cheffe oder dem Fifilein am diskutieren bin. Aber ist eher die Ausnahme und so schnell neige ich eigentlich nicht zu irgendwelchen Gewaltphantasien.

Aber gestern Abend war es denn doch mal soweit, dass ich mir im Stillen gewünscht habe, einfach mal die Faust genüsslich zu ballen, den Arm mit einer gewissen Portion Kraft seitlich zu bewegen und die meine Geduld strapazierende Person mit Genuss ca. 3 Meter weg zu bewegen.

Grund dieses leichten Ausbruches von gewaltverherrlichendem Gedankengut war folgende Situation:

Fifilein und meine Wenigkeiten haben bzw. wollten gestern die Ex-Hamburger Band Tomte mit unserer Anwesenheit auf ihrem Konzert in Zürich beehren. man ist ja nichts so und schliesslich machen die Jungs trotz Umzug nach Berlin immer noch gepflegte Musik im Bereich anspruchsvoller Texte und wohlklingender Melodien.

Das sahen auch ca. 300 andere Leute so und so traf man sich gestern Abend zu einem gemeinsamen Stell-Dich-ein im Zürcher Abart. Die Deutsch-Dichte war allerdings schon sehr beträchtlich und nur wenige Schweizer hatten sich zu diesem Anlass eingefunden. Und die paar Schweizer hatten denn auch nicht viel Besseres zu tun, als sich dem Genuss geistlicher Getränke hinzugeben. war irgendwie schon ziemlich auffällig. Zumal es sich bei der Musik von Tomte eigentlich nicht um Saufmusik handelt. Na egal … jeder so wie er mag …

Trotzdem sollte man in gewisser Weise seine Grenzen kennen und auch bzw. trotz einem gewissen Alkoholpegel einen gewissen Anstand bewahren. Nur das konnten die nach Aussehen und dem Gehabe nach zu urteilenden BWL-Studenten neben mir so gar nicht mehr. Stellenweise kam ich mir vor, als wäre ich auf einem AC-DC-Konzert.

Eigentlich kenne ich diese Verhaltensmuster meistens nur von deutschen Fans auf entsprechenden Veranstaltungen der lauten Gitarrenmusik, aber nicht von Schweitzern auf doch eher ruhigen Festivalitäten. Aber wie geschrieben … eigentlich … und man lernt ja nie aus. Nur irgendwie kam ich mir fast vor wie in einem falschen Film … die sonst in Zürich als rüpelhaft, laut und dämlich verurteilten Deutschen haben sich voll und ganz den lieblichen Klängen der Musik hingegeben und die sonst so als liebenswert, freundlich und oberkorrekt bekannten Schweitzer fielen durch nicht angemessenes Verhalten auf. Komisch verdrehte Welt …

In dem Sinne … nichts gegen Feiern, Party machen und die Sau rauslassen. Alles dort, wo es angebracht ist und auch hinpasst. Aber manchmal sollte man einfach nur geniessen. Ist das jetzt zu spiessig? Wer ich langsam aber sicher alt? … Na ich weiss nicht.

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