07 November 2006

Modesünden von Anzugträgern

Nachdem ich mich ja schon das eine oder andere Mal über die modischen Verfehlungen des weiblichen Geschlechts ausgelassen habe, muss ich jetzt mal was gegen meine Geschlechtsgenossen in Anzügen schreiben. Zumindest gegen einige, die meinen, mich fast jeden Tag mehr oder weniger zum Würgen zu bringen.

Seit ich die neue Route seit fast zwei Monaten fahre, fällt mir immer wieder ein Mann auf, den man getrost als Vertreter der wirklich schlecht angezogenen Anzugträger bezeichnen kann. Jeden Morgen aufs Neue schiessen mir beim Anblick dieses Kollegen fast die Tränen in die Augen. Und es sind bestimmt keine Freudentränen, die sich da bilden. Es sind eher die Schmerzen in den Augen- und Modegeschmacksnerven, die diese ungewohnte Tränenbildung verursacht.

Hier mal eine kurze Beschreibung des heutigen Outfits des oben erwähnten Geschlechtsgenossen:

  • Slipper Marke Murat ben Ali ben Mohamed, Modell "Allah ist mächtig"
  • weisse Socken (waren sie zumindest mal beim Kauf)
  • hellgrüne Bundfaltenhose, die mindestens ein halbes Jahr nicht in der Reinigung war und die ungefähr einen halben Meter zu kurz ist
  • fliederfarbenes Jackett aus dem Jahr 1983
  • das Hemd konnte ich leider nicht wirklich erkennen, sah aber aus wie hellblau-weiss-gestreift
  • eine knallrote Krawatte mit schicken chinesischen Drachen als Aufdruck
  • schütteres Haar, wobei dies sehr dezent auf eine Seite gekämmt wurde (zwecks verstecken der hautfarbenen Badekappe, leider ohne Erfolg)

Ich hoffe, ihr versteht jetzt, wieso ich mich bei diesem Anblick vor Schmerzen gekrümmt habe und den Gott, an den ich nicht die Bohne glaube, um Erlösung angefleht habe. Die Erlösung kam denn auch in Form der Tram, in welche dieser grosse modische Fehlgriff einstieg und endlich aus meinem Sichtbereich verschwand.

Auf meinem Weg ins Büro bin ich denn ins Grübeln gekommen. Hat dieser Mann keine Frau, die ihn mal dezent darauf hinweisst, dass er einfach bescheiden angezogen ist? Sowas wie einen Ehering hatte ich aber erkennen können. Also muss ihn seine Frau hassen … sehr hassen und ihn mit voller Absicht so auf die Menschheit loslassen. Anders kann ich es mir einfach nicht erklären, dass Frauen ihre Männer so anziehen und sich so blamieren lassen.

Meine Kollegen hingegen vertritt eine andere Theorie:
Seine Frau geht vor ihm aus dem Haus und ist erst nach ihm wieder daheim. Also bekommt sie von seinen klitzekleinen modischen Fehlgriffen gar nichts mit. OK … ist eine Möglichkeit. Aber das passende Gegenargument war schnell gefunden: Wenn seine Frau nicht gerade mit völliger Blindheit geschlagen wurde, muss ihr doch beim Blick in den Kleiderschrank auffallen, was der Gute so an Unmöglichkeiten im Schrank hängen hat. Also Am frühen Gehen und später Kommen kann es nicht liegen. Ich bleib mal pauschal bei meiner "Hass-Theorie".
Aber vielleicht hat ja noch jemand eine andere Theorie. Gibt bestimmt noch die eine oder andere davon.

Ich muss an dieser Stelle erwähnen, dass ich alles andere als ein Modemuffel und auch in der Beziehung ziemlich eigen und ein bisschen eitel bin. Aber gerade wenn es um Standardanzüge geht, kann man eigentlich nicht so wirklich falsch machen. Selbst wenn der Geldbeutel nicht so prall gefüllt ist, kann man sich schon z.B. bei H&M oder C&A einigermassen gut mit annehmbaren Anzügen einkleiden. Klar sieht man denn nicht aus wie ein Highend-Manager, aber muss man ja auch nicht.

Auch die Wahl einer dezenten Krawatte ist nicht so wirklich ein Problem, gibt alles auch für wenig Geld zu kaufen. Die sozialistische Planwirtschaft, in der es nichts wirklich Ansehnliches zu kaufen gab, haben wir doch schon lange hinter uns bzw. nie gehabt.

Leider ist der o.g. Mann kein Einzelfall. Da gibt es mehr als einen so schlecht gekleideten Anzugträger, der denn auch noch den Eingang einer Bank oder ähnlichen Firma betritt … und das nicht als Kunde sondern als Angestellter.

Eigentlich sollte jeder wissen, dass Hosen und Jacketts die richtige Länge haben sollten, weisse Socken schon seit mehr als 20 Jahren ein absolutes "Igitt" sind und das Krawatten mit chinesischen Drachen in die Karnevalszeit gehören. Nur leider sehen das nicht alle so wie ich. Schade.

So eingebildet dies jetzt auch klingen mag … ich hoffe, dass man solche Männer nicht auf Kunden los lässt. Ansonsten fange ich langsam an, an meinem Berufsstand zu zweifeln und lerne doch noch was Anständiges.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Das hört sich eher nach nem Clown-Kostüm an *g*

lorretti hat gesagt…

das trifft es wohl auch immer
obwohl der typ nicht wirklich spassig aus der wäsche schaut

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