03 April 2008

Belustigung am frühen Morgen (Neues aus der Strassenbahn)

Grosser Tag heute … ganz grosser Tag. Denn schliesslich bekommt mein Auto heute seine Sommerschuhe. Bin mal schon so was von gespannt, wie sie denn in Natura aussehen, denn schliesslich kenne ich gerade die Felgen nur aus dem Katalog und hab sie noch nie live und in Farbe gesehen. Schliesslich hab ich den dunkelgrauen Flitzer gleich mit der Winterbereifung bekommen und so steigt die Spannung fast schon ins Unermessliche. Aber gegen halb sechs ist es denn endlich soweit und ich kann meinen Wagen aus der Werkstatt abholen.
Aber das alles mal nur so nebenbei …

Worauf ich eigentlich hinaus wollte … aufgrund des heutigen Werkstattbesuches schon am frühen Morgen gegen halb acht (Autoablieferung zwecks Schuhwechsel) bin ich mal nicht meine übliche Strecke mit der Tram gefahren und kam leider auch so nicht in den Genuss, dem einen oder anderen Spektakel beizuwohnen. Schade aber auch.

Dafür durfte ich heute ca. 10 Minuten mal eine andere Strecke testen und muss schon sagen … trotz anderem Klientel nicht weniger interessant und abwechslungsreich. Zwar vielleicht nicht ganz so bunt wie auf meiner Stammstrecke, aber doch nicht weniger lehrreich in Bezug auf die kleinen Abgründe der menschlichen Seele. Klar sind die kulturellen Unterschiede schon enorm gross was die Mitreisenden betrifft. In meiner Stammstrecke ist die Anzahl der verschiedenen Kulturen um einiges grösser und vielfältiger. Auch das Durchschnittsgehalt dürfte auf meiner Stammstrecke bedeutend geringer sein. Aber trotzdem … benehmen und zivilisiert miteinander umgehen … das können wohl die Nutzer der jeweiligen Strecke nicht so wirklich. teilweise jedenfalls.

Vielleicht mal ein Beispiel von heute Morgen. Älterer sehr konservativ gekleideter Herr steht wartend am Gleiss neben jungem, durchgestylten Banker. Beide Klamotten am Leib, für die man locker mal einen gebrauchten Kleinwagen kaufen könnte. Rasierwässerchen sehr teuer und trotzdem nicht wirklich angenehm. Gesicht zur Faust geballt und stets in Richtung der ersehnten Tram gedreht. So die Ausgangslage des Theaterstücks.

Auftritt der Tram … langsam und gemächlich kommt sie zum Stehen, die Türen öffnen sich und beide Protagonisten versuchen, gleichzeitig das eh schon volle Tram zu betreten. Wie nicht anders zu erwarten kommt es genau dabei zu einer kleinen … nennen wir es mal … Rangelei in deren Folge der ältere Herr ein wenig ins Straucheln kommt. Statt aber dem Herrn zu helfen, drängelt der junge Banker mal kräftig weiter. Reaktion des älteren Herrn … Schirm auf Rücken des Rivalen. Und so kommt es zu dem, wie es zwangsweise kommen musste … nämlich zu einer sehr angeregten Diskussion zwischen den beiden Helden und zwar nicht so höflich und zuvorkommend, wie ich es sonst in der Schweiz gewohnt bin.

Na ungefähr zwei Minuten hatten sich die Gemüter schliesslich soweit erhisst, dass die Scheiben im Tram anfingen zu beschlagen und die anderen Mitreisenden so langsam aber sicher nicht mehr weghören konnten oder auch wollten. Schliesslich war die Diskussion der beiden Streithähne nicht wirklich leise und Worte fielen mittlerweile, die man vielleicht ach so in der Öffentlichkeit lieber für sich behält.

Schlussendlich ging es soweit, dass auch weitere Veranstaltunsgbesucher anfingen, sich auf die Seite des einen oder anderen Kontrahenten zu schlagen und lautstark in die Diskussion eingriffen. Mittlerweile konnte man schon fast von einer Spaltung in zwei Lage sprechen, in deren Mitte ich mich vor Lachen (so wie auch einige andere) kaum noch zurückhalten konnte.

Leider musste ich zwei Stationen weiter die Tram schon wieder verlassen und konnte leider den finalen Schlusspunkt nicht mehr miterleben. Aber auf jeden Fall war ich wach und hatte mich schon am frühen Morgen köstlich über ein Spektakeln amüsiert. Super Start in den Donnerstag.

In dem Sinne … manchmal sollte man die Leute einfach machen lassen. Solange keine ernsthafte Gefahr für die öffentliche Ordnung und Sicherheit besteht, darf man sich auch mal über eine mangelnde Sozialkompetenz amüsieren.

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