31 Juli 2008

Fahrzeitverlängerung

Neue Wörter braucht das Land und Deutschland ganz besonders.
Und wenn man mal eine Fahrt mit dem Nachtzug von Zürich nach Leipzig erlebt hat, weiss denn auch, was hinter dem komischen Wort "Fahrzeitverlängerung" steht.

Aber für alle, die es sich nicht wirklich vorstellen können, hier mal eine kurze Erläuterung:

Man besteige den oben erwähnten Nachtzug, wundere sich nicht über die ziemlich beengten Verhältnisse in de teuerbezahlten Zweibettkabine oder über die Freundlichkeit der anwesenden Mitarbeiter des Bordrestaurants, trinke eine gute Falsche Wein und begebe sich dann ganz entspannt zur verdienten Nachtruhe.

Sanftes Schauckeln des Zuges wiegt einen in den Schlaf, nur ab und an unterbrochen durch das Halten des Zuges an diversen Bahnhöfen der Republik. Das nicht wirklich leise Rauschen der Klimaanlage lässt erahnen, dass der Zug sich immer noch in die angestrebte Richtung bewegt und unterstreicht den Reisecharakter der ganzen Veranstaltung.

Und dann erwacht man auf einmal Mitten in der Nacht … die Klimaanlage brummt und summt nicht mehr, der Sauerstoffgehalt der Kabinenluft hat einen kritischen Level erreicht und das so dringend benötigte Rütteln und Schaukeln fehlt …

Ein Blick aus dem Fenster, was nicht zu öffnen geht und das man in dem Moment am liebsten mit dem neben dem Fenster angebrachten Hammer zerschlagen möchte, erklärt einiges … man steht auf einem Bahnhof. Fulda um genau zu sein.
Im ersten Moment eigentlich kein Grund zur Beunruhigung. Stopps gab es ja schon eine ganze Menge, aber dieser ist denn doch ungewöhnlich … ungewöhnlich lang. Denn erst nach zwei Stunden, die sich wie eine halbe Ewigkeit anfühlten, geht es endlich weiter.

Endlich wieder Rütteln und Schütteln, endlich wieder eiskalte Luft, die aus der laut vor sich hinbrummenden Klimaanlage entweicht und endlich wieder das Gefühl, dass die Fahrt doch in absehbarer zeit beendet sein wird.

Leipzig Hauptbahnhof … morgens 06:30 Uhr Ortszeit. Nach gefühlten 3 Stunden Schlaf (tatsächlich waren es denn doch 5, allerdings nicht am Stück) raus aus dem Nachtzug. Die zuständige Zugbegleiterin sieht auch alles andere als taufrisch und erholt aus (getauft haben wir sie aufgrund ihres doch recht sächsisch angehauchtem Dialekt auf den ortsüblichen Namen "Cindy"). Natürlich stand die Frage nach dem ungewöhnlichen Aufenthalt in Fulda immer noch im Raum und wurde ihr auch gleich mal am frühen Morgen sanft an den Kopf geknallt.

Wieso? Warum? Weshalb? … die Antwort so kurz und knapp und doch ein wenig verwirrend.
Denn das Wort " Fahrzeitverlängerung" hatten wir noch nie gehört … und der Sinn erschloss sich auch trotz mehrfachem Nachdenkens und Hinterfragens nicht wirklich. Ok … wir wären dann schon um 05:30 in Leipzig gewesen und hätten vielleicht nicht gleich einen Anschlusszug weiter bekommen … aber egal … lieber das, als in Fulda zwei Stunden einfach rumoxidieren ist auch nicht so wirklich das Wahre.

In dem Sinne … wenn einer eine Reise tut, dann lernt er auch mal neue deutsche Worte kennen. Schön … aber wenig sinnvoll …

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