25 Oktober 2006

Klein lorretti auf Geschäftsreise

Gestern war es endlich mal soweit. Keine banaler Kundentermin in der Filiale stand an und auch kein Kundebesuch 10 min von der Geschäftsstelle entfernt. Ein Kundentermin, zu dem man fast zwei Stunden Autofahrt hat, stand auf dem Pogramm des gestrigen Tages.

Klingt doch super … GESCHÄFTSREISE.

Für viele meiner Kollegen ist das nicht wirklich was besonderes, schliesslich macht es immer wieder viel Sinn, Kunden in Singapur oder Sydney einmal die Woche zu besuchen und sich dort gemütlich auf ein Käffchen und einen lockeren Small Talk zu treffen. Kostet ja auch nicht wirklich was solch kleiner Ausflug ans andere Ende der Welt.

Aber für mich, der den süddeutschen Markt und damit auch Kunden in der Region in Sachen Baufinanzierungen beraten darf, ist es schon mal was besonderes, direkt zu diesen zu fahren und sie mal nicht in der Schweiz in einem mehr oder weniger kleinen Besprechungszimmer über Objekte zu befragen, welche denn doch mehr als 100 km entfernt sind.

Als die Anfrage des Kundenbetreuers vor ca. einer Woche kam, ob ich nicht mit zu den Kunden fahren könnte, war ich natürlich hellauf begeistert. Einen Tag mal raus aus dem muffigen Büro und mal wieder was Neues sehen. Baden-Württemberg ist mir denn doch noch nicht so wirklich bekannt. Tendenz geht eher gegen Null. Also schon aus reinen weiterbildungstechnischen Gesichtspunkten musste ich einfach an diesem Termin teilnehmen. Sah mein Cheffe zwar erst nicht so, aber Dank überzeugender Argumente meinerseits hat er denn doch sein "OK" gegeben.
Gestern Morgen war es denn auch endlich soweit. Ich mich morgens in einen schicken Anzug geschmissen, die Krawatte exakt nach Bankvorschrift gebunden und auch noch mal schnell die Schuhe geputzt. Denn ab ins Auto und Vollgas Richtung Norden. Natürlich nicht wirklich Vollgas. Schliesslich darf man in der Schweiz die 120 km/h nicht überschreiben und wenn doch, wird es richtig teuer. Zumal ich nicht in der Tageszeitung mit folgender Schlagzeile auftauchen wollte:

"SCHON WIEDER EIN AUSLÄNDISCHER RASER AUF DER SCHWEIZER AUTOBAHN. HABEN DIE DEUTSCHEN DENN KEIN BENEHMEN?"

Also bin ich fast vorschriftsmässig zu meinem Kollegen an der Deutsch-Schweizer-Grenze geschlichen und weiter ging's denn mit dem Dienstwagen. Muss schon sagen, der Bank scheint es nicht schlecht zu gehen und der Filiale insbesondere. Wir bekamen einen kleinen aber feinen Audi A4 TDI mit einer 3.0 l Maschine. Der Wagen ging denn auch entsprechend gut ab.
Mit 220 km/h über die deutsche Autobahn zu bügeln kann schon Spass machen. Nur leider nicht für den Beifahrer. Und das war in diesem Fall leider ich.

Das Resultat der Raserei … wir waren eine halbe Stunde zu früh in unserem Zielort. Zum Glück ist mein Begleiter einer meiner Lieblingskollegen und so wurde erstmal der nächste Burger King zwecks Aufnahme von schwarzer Flüssigkeit mit Namen "Kaffee" angesteuert.
Aber was uns dort an Kaffee geboten wurde, hätte selbst dem anspruchslosesten Kaffeetrinken das blanke Entsetzen ins Gesicht getrieben. Also mit Kaffee hatte das nicht viel zu tun. War irgendwie nur dunkelbraunes Wasser mit einem leichten Anflug eines Kaffeegeschmackes (aber nur mit viel Phantasie).

Also weg mit der Brühe, fix noch eine Zigarette und anschliessend noch was für frischen Atem getan und ab zum Kunden.

Das Gespräch lief denn überraschend angenehm und nach 2 ½ Stunden waren wir mit den wesentlichen Dingen fertig. Eigentlich war dann ein gemeinsames Essen geplant, aber durch irgendwelche Terminverschiebungen seitens des Kunden haben der Betreuer und meine Wenigkeit uns auf dem Weg nach einer brauchbaren gastronomischen Einrichtung gemacht.

Dies stellte sich nur leider ziemlich schwierig heran. Wir waren schliesslich irgendwo in der Pampa und in den Burger King wollten wir nicht mehr. Der grausame Kaffee war Abschreckung genug, das Essen wollten wir erst gar nicht mehr testen.

Schliesslich haben wir denn doch noch einen sogenannten Landgasthof gefunden.
Die Fachkraft für die Aufnahme von Bestellungen, das Herantragen der bestellten kulinarischen Köstlichkeiten und Kassieren des Bewirtungsentgeltes war angesichts zweier Schlipsträger, die denn noch scherzend und gut gelaunt das Lokal betraten, ziemlich überfordert. Wir wurden von ihr und den anwesenden Handwerkern mit riesigen Augen angeglotzt. Es war wirklich Glotzen und kein normales Anschauen mehr. Aber so was schreckt einen Krawattenträger schon lange nicht mehr ab.

Nach einem wirklich guten und mehr als reichhaltigen Essen (in Zürich wäre es die Hälfte für den dreifachen Preis gewesen) inklusive dem Espresso und der Zigarette danach, ging es denn wieder Richtung Schweiz. Diesmal aber nicht so schnell wie auf der Hinfahrt. Schliesslich wollte man nicht so schnell in der Filiale und damit bei der Arbeit sein. Und von der Umgebung wollte ich auch etwas mitbekommen. Auf der Hinfahrt war dies leider aufgrund einer starken Verkrampfung meines Bremsfusses nicht möglich.

Nach ungefähr zwei Stunden Schleichfahrt war für mich dann die Reise vorbei und habe mich mit meinem eigenen Wagen Richtung Zuhause gemacht. Nach etlichen Umwegen aufgrund eines schweren Unfalls auf der Autobahn war ich denn endlich nach zwei Stunden zu Hause (normale Fahrzeit eigentlich 1 Stunde) und habe den Feierabend einfach mal nur genossen.

Alles in allem kann ich sagen, ich würde gerne mal wieder ganzen Tag auf Geschäftsreise sein. Hoffentlich dauert es nicht so lange bis zum nächsten Mal.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Das im Landgasthof kann ich mir richtig bildlich vorstellen, da bin ich nämlich immer mit meinem Opa zum Essen und da kommt dann auch eher das halbe Dorf zum Essen als irgendwelche Geschäftsleute - die sind doch alle in der Großstadt ;-)
Aber schön, dass es dir gefallen hat. Es klingt auch wesentlich weniger stressig als meine bisher einzige Dienstreise oder das, was mein Vater immer so erzählt.

lorretti hat gesagt…

war auch alles andere als stressig. eher entspannt und gemütlich. wenn's bloss immer so wäre ... *grins

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